Und plötzlich ist alles anders: Schwangerschaft und Geburt sind besonders, aber nicht immer eine unbeschwerte Zeit. Viele Eltern erleben in den Wochen und Monaten rund um die Geburt emotionale und psychische Belastungen. In Deutschland sind bis zu 15 Prozent der Mütter von einer postpartalen Depression betroffen, in der Region Hannover leiden jährlich schätzungsweise rund 800 Mütter darunter – hinzu kommen weitere nicht diagnostizierte Fälle und betroffene Väter.
Welche Auswirkungen haben psychische Belastungen auf die Neugeborenen?
Psychische Krisen nach der Geburt können die Eltern-Kind-Bindung beeinträchtigen und langfristige Folgen für die kindliche Entwicklung haben. Die Region hat diese Herausforderungen im Blick – und handelt. „Wir wollen Eltern Mut machen, Hilfe anzunehmen. Wenn wir psychisch belastete Eltern frühzeitig erreichen, können wir Entwicklungsrisiken für Kinder deutlich reduzieren. Mit unseren Angeboten tragen wir dazu bei, dass Kinder in der Region Hannover gesund und sicher aufwachsen können“, betont Regionspräsident Steffen Krach.
Knapp 770.000 Euro beschlossen – warum sind Babylotsinnen so wichtig?
Das Koordinierungszentrum
Frühe Hilfen – Frühe Chancen der Region Hannover hat zahlreiche Unterstützungsangebote für (werdende) Eltern – von Familienhebammen bis zu Babylotsinnen, die Familien in der sensiblen Phase nach der Geburt mit persönlicher Beratung begleiten. Aktuell baut die Region die Unterstützung durch Babylotsinnen deutlich aus. Gestern Abend (13.11.) hat der Jugendhilfeausschuss einstimmig grünes Licht gegeben: Ab dem kommenden Jahr sollen an drei Standorten des Klinikums Region Hannover – in
Gehrden, Großburgwedel und Neustadt – Babylotsinnen die Eltern vor Ort beraten. Für die nächsten drei Jahre bis 2028 plant die Region dafür Fördermittel in Höhe von rund 770.000 Euro ein. „Mit dem Angebot schaffen wir eine wichtige Brücke für junge Familien direkt nach der Geburt. Die Babylotsinnen sind in der Klinik vor Ort, erkennen frühzeitig Belastungen und können betroffene Eltern gezielt an Hilfsangebote vermitteln – etwa, wenn Anzeichen einer postpartalen Depression auftreten. So erreichen wir Familien genau dort, wo sie Unterstützung brauchen. Das ist Prävention im besten Sinne“, sagt Jugenddezernentin Dr. Andrea Hanke.
Was unternimmt die Region noch?
Seit 2024 gibt es außerdem ein von der Region gefördertes Gruppenangebot des Trägers
Notruf Mirjam für psychisch belastete Mütter und Väter. Es schafft geschützte Räume für Austausch und gegenseitige Unterstützung. Ergänzt wird das Netzwerk durch die Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche der Region, Selbsthilfegruppen, psychiatrische Sprechstunden und das Hausbesuchsprogramm der Frühen Hilfen. Über die Plattform der Frühen Hilfen
annehilft.region-hannover.de finden Eltern schnell passende Angebote in ihrer Nähe. Auch Fortbildungen der Region für Fachkräfte helfen, das Thema psychische Gesundheit rund um die Geburt stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Der Fachtag am 12. Dezember im Regionshaus bringt Fachleute aus Medizin, Beratung und Sozialarbeit zusammen, um die Zusammenarbeit weiter zu stärken.
Wie hilft der neue Schwangerschaftswegweiser?
Ein zentrales Element der Präventionsarbeit ist der neu überarbeitete
Schwangerschaftswegweiser der Region Hannover. Die rund 130 Seiten starke Broschüre bietet werdenden Eltern einen kompakten Überblick über Hilfen – von medizinischen Fragen über finanzielle Unterstützung bis hin zu Angeboten in psychischen Krisen. „Der Schwangerschaftswegweiser ist mehr als eine Informationsbroschüre – er ist ein praktischer Begleiter in einer Zeit voller Veränderungen“, so Dr. Hanke. „Er zeigt, wo Unterstützung zu finden ist, und trägt dazu bei, dass Familien von Anfang an gut begleitet werden.“ Der Schwangerschaftswegweiser ist kostenlos erhältlich – in gynäkologischen Praxen, bei Beratungsstellen und online in zehn verschiedenen Sprachen unter
www.hannover.de/schwangerschaftswegweiser. Begleitende Informationen und vertiefende Themen finden sich im Podcast „Chancenreich“ unter
www.hannover.de/chancenreich.
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