Saison-Bilanz 2025: Weiteres Weißstorch-Rekordjahr in der Region

Seit 1934 wird der Weißstorch-Bestand in der Region Hannover erfasst. So viele Brutpaare wie in diesem Jahr hat es seitdem noch nie gegeben: In seinem vorläufigen Storchenreport für das Jahr 2025 hat Dr. Reinhard Löhmer, ehrenamtlicher Beauftragter für die Weißstorchbetreuung in der Region Hannover, 187 besetzte Nester ausgemacht – nochmal ein deutliches Plus im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2024 mit 167 Nestern. Zum Vergleich: Noch vor gut zehn Jahren gab es nur ein Viertel des gegenwärtigen Bestandes. 1988 lag der Tiefststand bei den Regionsstörchen bei nur neun Paaren. Im Erstzähljahr 1934 waren es 55 Paare.

Die Vielzahl an Brutpaaren erschwert zunehmend die Erhebung, erklärt der Experte: „Die Störche siedeln heute an Orten, an denen sie historisch nie vorgekommen sind. Mehr als 30 Prozent nisten inzwischen in oder auf Bäumen, wo die Nester durch die Belaubung kaum einzusehen sind.“ Er freue sich deshalb über Hinweise aus der Bevölkerung.

Das Storchenjahr in Zahlen

Die Kommune mit den meisten Brutpaaren bleibt Wunstorf. Im Stadtgebiet brüteten 53 Paare – neun mehr als im Jahr zuvor. Der starke Zuwachs geht auf die Koloniebildungen in der Aueniederung im Raum Bokeloh, Mesmerode und Idensen zurück. Auf dem zweiten Platz folgt Neustadt a. Rbge. mit 34 Paaren. Platz drei teilen sich Uetze und Garbsen mit jeweils 13 Paaren.

Dr. Reinhard Löhmer geht davon aus, dass zum Ende der Saison 157 von den 187 Paaren erfolgreich gebrütet und 371 Jungtiere aufgezogen haben werden. 30 Paare hatten keinen Bruterfolg. 22 Paare haben jeweils ein Junges, 68 Paare zwei, 44 Paare drei und 19 Paare vier Jungtiere großgezogen. Alleiniger „Spitzenreiter“ ist das Brutpaar in den Wülfeler Wiesen im Süden Hannovers mit fünf ausgeflogenen Jungstörchen

Mit einem Bruterfolg von insgesamt 1,98 Jungen pro Paar liegt das Ergebnis über dem langjährigen Mittel von 1,8 Jungen pro Paar. Das überrascht den Experten: „Durch die lange Trockenheit war das Nahrungsangebot begrenzt. Vor allem fehlte der für die frühe Jungenaufzucht so wichtige Regenwurm.“ Das mache sich im Bruterfolg nicht bemerkbar, möglicherweise aber bei der körperlichen Verfassung der Jungstörche: „Auffällig war in diesem Jahr, dass relativ viele Jungstörche nach dem ersten Ausflug Schwierigkeiten hatten, ins Nest zurück zu kommen.“

Deshalb boomt die Weißstorch-Population

Die Ursache für den Boom sieht der Dr. Reinhard Löhmer vor allem in Entwicklungen bei den Westziehern, die inzwischen rund 70 Prozent aller Brutvögel ausmachen: „Die Tiere überwintern mittlerweile überwiegend nicht mehr in Westafrika sondern im spanischen Raum und zum Teil auch schon in Mitteluropa. Unter anderem weil die Tiere nicht mehr die Sahara queren müssen, haben sich die Verluste auf den Zugwegen und im Winterquartier verringert. Folglich kommen mehr westziehende Störche in ihr Geburtsgebiet zurück. Mit Blick auf die aktuelle Reproduktion der Population wird dieser Trend wohl weiter anhalten.“

Die ersten Jungstörche der laufenden Brutsaison sind bereits seit vier Wochen flügge, haben den Familienverband bereits verlassen und sich Artgenossen angeschlossen. Mit wenigen Ausnahmen werden bis Ende Juli alle Jungstörche ausgeflogen sein.

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