Landesmusikrat Niedersachsen warnt: „Bald wird es still in Niedersachsen“

„Die Musikkultur in Niedersachsen steht am Abgrund“, so der Landesmusikrat Niedersachsen in einer Pressemitteilung. Er schlägt Alarm angesichts der seit Jahren stagnierenden Förderung durch das Land. „Ein Stillstand der Fördersumme bedeutet faktisch eine Kürzung. Wenn die Unterstützung nicht bald spürbar angehoben wird, mindestens auf den Durchschnitt aller Bundesländer, wird es still in Niedersachsen“, warnt Matthias Möhle, Präsident des Landesmusikrats.

Die Auswirkungen der mangelnden Finanzierung seien bereits vielfach spürbar: Die Landesjugendensembles, Talentschmieden für den musikalischen Nachwuchs, mussten 2025 eine drastische Kürzung ihrer Sachmittel um mehr als 40 Prozent hinnehmen. Für 2026 sei keine Besserung in Sicht. Die freie Musikszene erhalte in einem Flächenland, das größer ist als die Schweiz, lediglich 735.000 Euro – das entspricht gerade einmal 9 Cent pro Einwohner.

„Die Musikszene in Niedersachsen funktioniert wie ein Gebäude aus einzelnen Bausteinen, die sich gegenseitig tragen. Wenn wichtige Bausteine wegbrechen, ist das gesamte Konstrukt gefährdet“, erklärt Möhle. „Zum Beispiel die Popkultur, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Identitätsstifter für junge Menschen, wird vom Land nur marginal gefördert.“

Besonders alarmierend sei die Situation in der musikalischen Bildung: An Grundschulen finde kaum noch Musikunterricht statt, an anderen allgemeinbildenden Schulen werde es immer weniger. Gleichzeitig werden an den Hochschulen Professorenstellen in der Musikpädagogik nicht nachbesetzt, erklärt er.

Um auf diese bedrohliche Entwicklung aufmerksam zu machen, veranstaltet der Landesmusikrat am 25. Juni 2025 von 12 bis 14 Uhr einen Aktionstag am Niedersächsischen Landtag in Hannover.

Unter dem Motto „Für ein starkes Niedersachsen als MUSIKLAND“ werden mehr als 200 aktiv Musizierende aus dem ganzen Land – von Göttingen bis zum Emsland, von Cuxhaven bis Braunschweig – gemeinsam ihre Stimme erheben.

„Wir brauchen unsere gewählten Abgeordneten, damit die Bausteine für unser Musikland gesichert und ergänzt werden“, betont Möhle. Der Landesmusikrat fordert konkret: Die Verdopplung der Förderung für die Amateurmusik und die freie Szene. Darüber hinaus die Sicherung der Landesjugendensembles durch institutionelle Förderung, sowie die intensive Förderung von musikpädagogischem Nachwuchs.

Die Musikszene in Niedersachsen ist bunt und vielfältig. Mehr als 500.000 Menschen machen Musik – als Beruf oder als Hobby. Allein im Amateurbereich engagieren sich über 200.000 Menschen ehrenamtlich und bereichern das öffentliche Leben. „Kreatives Musikmachen ist selten kostendeckend, aber auch nicht teuer: Mit kleinen Förderungen und Anschubfinanzierungen wird viel erreicht“, erklärt Möhle. „Im Profibereich wird mit viel Engagement bis hin zur Selbstausbeutung gearbeitet, und im Amateurbereich vervielfacht ehrenamtliche Arbeit jeden Euro. Diese Leistung verdient Wertschätzung – auch in Form einer angemessenen finanziellen Unterstützung.“

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